design

Sonntag, 18. Januar 2015

Chiang Mai...oder die Grenzerfahrungen der Frau C.

Erstens kommt alles anders und zweitens als man denkt. So schaut's aus. Und mit Kindern immer doppelt so viel.

Der bei Anreise im Taxi entwickelte Plan, am nächsten Tag gleich mal Ziplinen zu gehen, wurde ein bißchen nach hinten verschoben. Denn als uns der nette Taxifahrer abholte und 300 m mit uns fuhr, wandelte sich das Bauchweh des Juniors in schwallartiges Erbrechen. Nur Eltern und Horrorfilmspezialisten (Stichwort: der Exorzist) ist bewusst, was Kinder da leisten. Der englische Ausdruck trifft es besser: projectile vomiting. Just saying.
Unter Einsatz aller verfügbaren Kleidungsstücke - vor allem die der Mutter - konnte das Taxi verschont bleiben. Umgedreht haben wir trotzdem und dann einen mehr oder weniger gemütlichen Nachmittag mit Harry Potter (ja, das Kind hat eine Computerspielsucht entwickelt - müssen die Gene sein) verbracht.
Leider kamen dann abends noch Krämpfe und weiteres Erbrechen dazu, so dass wir dem Krankenhaus einen kleinen Besuch abgestattet haben. Sehr nett da. Für nur 650,- Baht (ca. 15,- Euro) erklärt einem der freundliche Doktor, dass es ganz sicher keine Invaginitis ist, sondern nur Food Poisoning und Medikamente gibt's mit der Anmerkung: We give medication, but Jesus is our healer. Na dann kann ja jetzt nix mehr schief gehn. 

Am nächsten Tag hat Jesus ganze Arbeit geleistet, denn Medikamente fand das Kind nicht schluckenswert. Also Junior in die Trage gepackt, weil er energiemässig schon noch einem Schluck Wasser gleicht und ab zum Elephant Nature Park. Hier kriegt man von dem netten Guide nicht nur sehr viel allgemeines Hintergrundwissen vermittelt, sondern erfährt auch noch einiges über die schrecklichen Bedingungen, unter denen die Tiere normalerweise leben und die Schicksale der einzelnen Herdenmitglieder, die von dem Team gerettet wurden. Von der Elefantenoma mit riesen Löchern in Ohr und Haut von den Eisenstangen, zur Elefantendame mit gebrochenem Rücken bis hin zu dem Babyelefanten, der auf eine Landmine getreten ist. Lek und ihr Team setzen sich in Thailand für bessere Haltungsbedingungen ein und versuchen, gerade auch bei Touristen ein Bewusstsein zu schaffen, dass durch Teilnahme an Elefantentrekkings u.ä. die Tierfolter im Hintergrund bzw. teilweise auch im Vordergrund (Babyelefanten, die auf Straßen betteln müssen anstatt bei ihrer Mutter zu sein) unterstützt wird. 
Anstatt auf den Tieren in der prallen Sonne zu reiten, füttern wir sie mit allerlei Leckerein, gehen mit ihnen ein bisserl spazieren und stellen uns dann auch noch als Waschanlage zur Verfügung. Letzteres findet der Zwerg unterhaltsam und klatscht Eimer für Eimer auf unsre Elefantendame. Ansonsten findet er den Ausflug wohl ähnlihc beeindruckend wie ein Besuch im örtlichen Tierheim und erfreut sich mehr an Treibholz und Steinweitwurf. Ich schieb es mal auf Alter und Geschlecht. Die heutige Jugend halt. Seufz.

Mittlerweile hab ich mich auch noch mehr über Ziplining informiert und bitte Herrn Z., meine Teilnahme doch abzusagen. Das können die Herren ja als Männer-Bonding-Zeit verwenden. Denk ich. Oder auch nicht. Was, wenn es doch lustig ist. Und sicher muss es ja sein. Ist ja DIE Zipline-Organisation aus Neusselland. Die können das. Aber nein, lieber doch nicht. Was ist, wenn ich mich nicht weiter trau. Voll peinlihc. Peinlichstes Muttertier ever. Na...ich mach nen Spa-Tag. Meine Überlegungen scheinen Herrn Z. etwas zu langweilen. Er bittet mich, doch drüber zu schlafen. Weil jetzt noch mal zusagen, um dann in der Früh noch mal abzusagen - das ist ihm dann peinlich. Okeee.

In der Früh bin ich entschlossen, der Gefahr ins Gesicht zu sehen. So ein bisserl Höhenangst hat ja noch niemanden umgebracht. Und das Kind lernt, dass man Ängste überwinden kann. Vorbildfunktion und so. Wir reden ja nur über 31 Ziplines - darunter die weltweit längste mit über 800 m - ca. 60 m in den Baumkronen, 2 Abseilaktionen und 3 Hängebrücken. Ein Klacks. Warum meine Knie so schlottern, ist mir ein Rätsel. Aber man trifft eine ausgewilderte Gibbon-Familie und lernt auch viel interessantes über Flora und Fauna. Ist ja ein Eco-Tourism Project. 
Dann geht es los. Alleine der Aufstieg zur ersten Plattform. Schrecklich. Das Kind freut sich. Der Mann ist glaub ich auch ein bissl skeptisch. Ich frage den Sky Ranger (quasi der Facilty Manager des Dschungels), ob das Kind ihm vorgeschnallt wird oder Herr Z. das übernimmt. Der lacht mich aus und meint, das Kind macht das alleine und geht sowieso und überhaupt gleich als erstes - also nachdem sein Kollege auf der andern Seite angekommen ist, um uns abzufangen. Weil Safety first und so. Mein Mutterherz stockt. Das Kind jubelt. Und dann gehts los. Wir sausen wie die irren durch die Lüfte. Der kleine Adrenalin-Junkie kennt keine Furcht. Ich schon. Aber ich bin tapfer. Und irgendwie ist es ja schon sehr, sehr geil. Nach ca. 20 Ziplines bin ich fast schon entspannt. Auf eine verkrampfte Art. Die Männer sind high on adrenalin. Ich fürchte, das machen wir nicht das letzte Mal. Auf das Abseilen und die Hängebrücken hätte ich jedoch verzichten können. Vor allem auf die Scherze der Skyrangers, die einen da einfach mal kurz plumpsen lassen. Haha. Funny - I just nearly wischled mit undertrousers. Oder wie der Junior sagt: Ich wette, die Mama kreischt gleich wieder. Die ganze Truppe ist schwerst beeindruckt vom Zwergen, der wie Spiderman durch die Gegend saust. 

Am Abend lassen wir es uns dann am Nachtmarkt von Chiang Mai gut gehen. Ich denke, Herr Z. überschlägt im Kopf, was unsre Shopping-Tour gerade kostet. Derweil ist er schon einen Schritt weiter. Er kalkuliert die notwendige Höhe der Ersparnisse, um dauerhaft hierher zu ziehen. Ein Mann der Extreme.

In aller Herrgottsfrühe - nämlich 6.25 - geht dann unser Flieger nach Krabi, von dort aus geht es weiter nach Koh Lanta. Den Flieger schaffen wir - das nette Personal vom Rainforest Boutique Hotel hat uns auch Breakfast Boxen hergerichtet und dank Web-Check-In müssen wir auch nicht mit allen anstehen. Irgendwie kommt es mir aber so vor als ob wir was zurückgelassen haben. Nein, nicht romantischerweise ein Stück unsrer Herzen oder so. Irgendwas andres. Dabei haben wir das Zimmer eh noch mal gecheckt. Hm...

IN Krabi werden wir von einem Shuttledienst abgeholt, der uns dann in 2 Stunden Fahrt unter Zuhilfenahme von 2 Fähren auf die Insel bringt. Während dieser Fahrt, fällt mir auch ein, was fehlt. Der Verlobungsring. Ja, genau. Dieser unauffällig kleine von Tiffany. Fuck. Megafuck. Der liegt noch im Safe. In einem dunklen Eck. Wo die Pranken des Herrn Z. wohl nicht hingereicht haben. Der Urlaubswert steigt ins Unermessliche. Schnell dort anrufen. Sie finden den Ring. Nur finden sie auch ein Unternehmen, das den Ring versichert sendet. Und wenn ja, wohin? Oder muss Herr Z. einen unserer Urlaubstage opfern, um wieder hin und her zu fliegen?

Nach ein paar Telefonaten und freundlicher Unterstützung der Personals im neuen Hotel, scheint das Problem gelöst. Der Ring wird per DHL nach Koh Samui zu unserm nächsten Stop geschickt. Dann drücken wir alle mal die Daumen, dass er auch dort ankommt.

Inzwischen genießen wir hier das Meer. Das Käuzchen ist kaum rauszukriegen. Strand, Meer, Strand, Meer. Zwischendurch hält er uns einen Spiegel vor, wenn er kurz mal "Ich muss schnell weg, ich hab einen Termin" schreit und aus dem Meer zur Sandburg rennt. Eventuell sollten wir vielleicht unser Leben ein wenig entschleunigen.



2 Kommentare:

  1. :-D *lach* Spitze! Gratulation den Tapferen und viel Glück auch dem Ring! Auch die Axos hatten heute Action und haben Regenwürmer geradezu inhaliert! :-D Aber ich glaube, sie vermissen euch... genau so wie die vielen Fische, Fischesfische und auch die Schnurrtiere, von denen es der Plauderfreudige geschafft hat, sich während meiner Abwesenheit gestern auf heute oberen Stock einzusperren (Türe zum Stiegenhaus war zugefallen?), und mir dann während meiner Fütterungsvorbereitung lautstark erzählt hat, welch schlimme Qualen er doch nicht dort oben durchgemacht hat... sogar ins Kisterl hatte er machen müssen, der arme Kerl! *g*
    Was meint Herr Z... braucht ihr jemand in Österreich, der die Übersiedlung nach Chiang Mai überwacht, oder kommt ihr doch noch mal dafür kurz zurück? *g*

    AntwortenLöschen
  2. wir kommen zurück - das kind hat "katzenweh" :)

    AntwortenLöschen